Thomas Hess, Geschäftsführer des KMU- und Gewerbeverbands Kanton Zürich, begrüsste rund
100 Gäste aus Berufsbildung, Branchenverbänden und Politik am heutigen Dienstag, 19. November
zur 19. Berufsmesse. Künstliche Intelligenz, das Makrothema, werde nicht mehr von der Bildfläche
verschwinden, meinte Hess. Die Angst, dass KI Jobs wegrationalisiert, sei real, gerade bei
Routinearbeiten. Doch Berufe in vielen KMU, in denen Handwerk, Kreativität Flexibilität, praktische
Erfahrung gefragt sei, wären nicht so schnell ersetzt. Ein Praktiker könne nicht von künstlicher
Intelligenz ersetzt werden, auch wenn viele Berufe - auch Handwerksberufe - bereits KI oder digitale
Hilfsmittel nutzten. Und die Berufsprofis würden von den vielen Ausbildungsbetrieben,
Berufsverbänden und Berufsfachschulen ausgebildet. So dankte er seitens des KGV für alle, die sich
Tag für Tag für den Berufsnachwuchs einsetzten. Und die Berufsmesse Zürich, die grösste
Berufsschau der Schweiz, sei ein wichtiger Mosaikstein im Berufswahlprozess der Zürcher
Sekundarschüler. Inca Dellai, Messeleiterin Berufsmesse Zürich, meinte, sie habe die
Berufsmesse erlebt, wie sie zu einem pulsierenden Event entwickelte. Hier eröffne sich für über 24
000 junge Menschen die Türe zu einer Welt neuer Möglichkeiten mit über 240 Lehrberufen. 110
engagierte Aussteller brächten mit Herzblut und Expertise die Berufswelt an die Ausstellung. Was die
Messe speziell mache, sei die Interaktivität, die direkte Begegnung mit den Berufen, die Möglichkeit,
auszuprobieren. Hier erlebten die Jugendlichen hautnah, was sie in der Berufswelt erwarte. "Ein
echtes Sprungbrett in die Berufswahl und in den Start ins Erwachsenenleben".
Bildungsdirektorin lobt Vorbilder in Lehrbetrieben Die Zürcher
BildungsdirektorinSilvia Steiner meinte, es gebe keinen besseren Ort als die Berufsmesse Zürich, um
den Puls der Berufsausbildung zu spüren. Wer einen passenden Berufsweg finden wolle, müsse
auch einen passenden Betrieb finden - und umgekehrt. Mit dem Projekt Zukunft.Zürich unterstütze
das Mittelschul- und Berufsbildungsamt die Betriebe, die passenden Lernenden zu finden. Das
Projekt sei ein wichtiger Pfeiler der mittel- und langfristigen Planung auf dieser Schulstufe, da in den
nächsten 10 Jahren rund 10 000 neue Ausbildungsplätze geschaffen werden müssten. "Darauf
müssen wir uns vorbereiten." Der Kanton Zürich beteilige sich auch finanziell an
Ausbildungsbildungsplätzen. Die wichtigsten Partner seien aber die Zürcher Lehrbetriebe
und Branchenverbände. Das zeigten sie täglich mit ihrem starken Engagement für die Lernenden.
"Sie sagen sich: Jugendliche sind das grösste Kapital, das ein Unternehmen haben kann", so Steiner.
Die Ausbildung von Fachkräften stärke die Betriebe, aber auch für die jeweilige Branche.
Lernende-Verkaufsstellen bei Coop Philipp Wyss, seit 2021 CEO der Coop Gruppe,
gab als Gastreferent Einblick in seinen "Laden", sprich: Coop als Ausbildungsstätte. "Vom Lehrling
zum CEO - mit dem dualen Ausbildungssystem ist alles möglich" - das Motto seines Referats passte
zu seiner eigenen Biografie: Wyss selber startete seine Berufskarriere mit einer kaufmännischen
Ausbildung und liess eine Metzgerlehre folgen. Für ihn ist eine Lehre "der Anfang des Lebens, der
Anfang von etwas Grossem". Wenn er Junge frage, was ihnen wichtig sei, sagten viele
(nebst dem Lohn): "Dass wir ihnen eine Zukunft bieten." Der Detailhandel sei - auch dank dem dualen
Bildungssystem - dafür geeignet, später in unterschiedlichsten Positionen und Funktionen
Verantwortung zu übernehmen. So verwundere es nicht, dass bei Coop 70 Prozent der Lernenden
nach der Lehre weiter beschäftigt würden und dass 75 Prozent der Kaderstellen intern besetzt
werden. Der Detailhandel sei allgemein der zweitgrösste private Arbeitgeber (nach der
Baubranche) und biete 10 Prozent aller Lehrstellen. "Der Detailhandel ist der Kitt der Gesellschaft",
meinte Wyss bezugnehmend auf die Vielfalt der Ausbildungen. Coop, eine der grössten
Arbeitgeberinnen in der Schweiz mit knapp 60 000 Angestellten, ist Ausbildungsbetrieb für 2791
Lernende. Es brauche aber auch Innovationen als Anreiz für Lernende. So würden in allen Regionen
nach einem Pilot Schritt für Schritt neu Lernenden-Verkaufsstellen angeboten, deren Rayonleiter
jeweils monatlich wechsle. "Sie sind wirklich verantwortlich bis zur Kassenabrechnung." So würden
2044 der knapp 2800 Lernenden in diesen zum Einsatz kommen. Vermehrt würden in Läden selber,
also quasi an der Verkaufsfront, auch Bäckerinnen und Konditoren ausgebildet.
Erlebniswelten rund um die Elektroberufe Dass einzelne Branchen und Betriebe um
den Berufsnachwuchs - und somit um dessen Aufmerksamkeit - kämpfen müssen, zeigte die
aufwendige Gestaltung der Elektroberufe EIT.zürich. Deren Stand macht die Lehrberufe in der
Elektrobranche auf interaktive Weise erlebbar. Jeremie Levy, Mediamatiker und Gründer der Baker
Street GmbH, präsentierte die Entstehung und Konzipierung des Stands "Neue Erlebniswelten für die
Zürcher Elektrobranche". So nahmen sich die Profis von der digitalen Kreativagentur als
Leitgedanken das "DNA der Lehrberufe" zu Herzen, etwa: Wie bringt ein Gebäudeinformatiker ein
Gebäude zum Leben? Zuerst das Herz, dann der Kopf. Die Kerntätigkeit eines Berufes
sollte digital oder manuell in Erlebnisse übersetzt werden nach dem Motto: Erlebe es und entscheide,
ob es Dir liegt. Der Netzelektriker findet sich via VR-Brille im Sommer an einer Tramhaltestelle wieder,
um eine Wartung zu erleben. Die Gebäudeinformatik wird über eine 3D-Achterbahnfahrt durch den
Beruf simuliert. An einer Station werden in einer Montagewerkstatt Kabel für den Heimgebrauch
zusammengesetzt. Eine weitere Erlebniswelt, der E-Scape-Room (Elektroinstallateur/-in), stellt den
Jugendlichen interaktiv Aufgaben, um die Energiekrise in 120 Sekunden abzuwenden. "Wir hatten
extrem viel Spass am Projekt, weil wir alle die Sinnhaftigkeit spürten", fasste Levy zusammen. Berufsweltmeister Michael Ryter (Gipser-Trockenbauer) aus Grüt (Gossau ZH) wurde von KGV-
Präsident Werner Scherrer als Botschafter seines Berufs und des dualen Berufsbildungssystems
vorgestellt. Er habe sich rund drei Monate, meist nach der Arbeit oder an Wochenenden, auf die
WorldSkills vorbereitet, schilderte Ryter. Er habe im Gegensatz zu asiatischen, jahrelang gedrillten
Hoffnungsträgern weniger Druck verspürt, abzuliefern, sondern einfach mit Stolz seinen Beruf
ausgeübt, erzählte Ryter authentisch. Sein Motto: "Aus Freude die Schweiz vertreten." Die
regelmässigen Spitzenränge an Berufsmeisterschaften trotz dieser kurzen Vorbereitungszeit seien
der Beweis dafür, "dass wir die Besten sind", meinte Scherrer abschliessend. Die Fiddle
Jammers, junge Musikerinnen und Musiker aus Winterthur, eröffneten und schlossen den Anlass ab
mit einigen Volksmusikstücken aus Rumänien, Bulgarien und Mazedonien sowie einem eigenen
Medley-Stück, inspiriert von drei Kulturen. Starke Partner Organisiert wird
die Berufsmesse Zürich vom KMU- und Gewerbeverband Kanton Zürich (KGV) und der Messe
Zürich. Als grösster Arbeitgeberverband des Kantons Zürich ist dem KGV die Berufslehre ein
besonderes Anliegen, um die Bedingungen für die KMU-Lehrbetriebe, die 80 Prozent der Lernenden
ausbilden, permanent zu verbessern. Zu den Sponsoren der Berufsmesse Zürich zählen die Zürcher
Kantonalbank, der Berufsbildungsfonds des Kantons Zürich sowie das Staatssekretariat für Bildung,
Forschung und Innovation. Medienpartner der Berufsmesse Zürich sind SRF, Energy Zürich und der
Tages-Anzeiger. Pressekontakt:
Patrizia Ciriello
Marketing & Communications
Manager
Tel. +41 58 206 22 58