An eine Wand projiziert, die der Achse des Ringbaus der Lokremise folgt, zeigt die neue
Videoarbeit Landfall einen Panoramablick über eine scheinbar weite Landschaft bei
Sonnenaufgang oder -untergang, welche von einer „Rückenfigur“ betrachtet wird. Die Rückenfigur –
ein in der Geschichte der Malerei und des Films gleichermassen vorkommendes Motiv – ist eine
rätselhafte, von hinten gesehene Figur, die eine suggestive und oftmals dramatische Landschaft
betrachtet. Indem Kilfa das Objekt der Betrachtung der Figur untergräbt und die ferne Landschaft
durch eine blosse Maquette ersetzt, entsteht ein Schauspiel, das den Pomp dieses heldenhaften Set-
Ups sowohl entlarvt als auch entkräftet. Zwei weitere Arbeiten sind Teil von Wonder
Lust: Beide demontieren die Produktion von „Wunder“ weiter. Der Druck Landfall at
Sunrise ist ein Filmstill, das aus einem ungenutzten Schnitt des Videos stammt. In einer
vergrösserten Nahaufnahme zeigt es die Reflexion der Landschaft in den Augen des Protagonisten.
Dadurch wird eine weitere Perspektive auf die Beziehung der Figur zur Landschaft eröffnet. Die
zweite Arbeit ist eine „Windmaschine“, ein Foley-Instrument, das gedreht wird, um die Illusion von
Windgeräuschen zu erzeugen. Sie wurde ursprünglich in den Orchestermusiken romantischer Opern
wie Wagners Der fliegende Holländer verwendet und später auch im Film. Atiéna R.
Kilfa beschäftigt sich in ihren Arbeiten mit filmischen Archetypen und der komplizierten Konstruktion
von Bildern im Film – ein Apparat, den sie zu enträtseln sucht. Durch den Einsatz von Video,
Fotografie, Skulptur und Installation reflektiert ihr Werk verschiedene Traditionen und Techniken der
Produktion und Postproduktion. Es lädt uns ein, darüber nachzudenken, wie Bilder Zeugnis von Zeit
und Ideologien ablegen, deren Geschichte wir weiterhin bewohnen. Melanie Bühler, Senior
Curator am Kunstmuseum St.Gallen über Atiéna R. Kilfa: Atiéna R. Kilfas künstlerische Arbeit
zeichnet sich durch eine scharfsinnige Analyse tradierter Motive der visuellen Kultur aus. Die neue,
für das Kunstmuseum St.Gallen entstandene Auftragsarbeit Landfall zerlegt die Rückenfigur –
ein Motiv, das vielleicht am besten aus der deutschen Romantik bekannt ist und auch heute noch in
Film, Fernsehen und Werbung als Symbol für eine Heldenhaftigkeit steht, die mit Nostalgie, Pathos
und Eroberung gepaart ist. Kilfa spielt bewusst mit Immersion und Illusion sowie dem gezielten
Durchbrechen dieser Effekte, um die Ideologien, die diesen emotional aufgeladenen Motiven
zugrunde liegen, aufzudecken, während sie deren «Fall» sorgfältig inszeniert. Atiéna R.
Kilfas Arbeiten waren in Gruppenausstellungen unter anderem in Galerina, London, UK (2025);
Museion, Bozen (2024); Neue Alte Brücke, Frankfurt (2024); Heidi, Berlin (2024); Den Frie,
Kopenhagen (2023); 032c, Berlin (2023); Expo Chicago, Chicago (2022); Yaby, Madrid (2021); Elvira,
Frankfurt (2021); und Galleria Zero, Mailand (2021) gezeigt. Sie hatte Soloausstellungen bei Den
Frie, Kopenhagen (2024); Camden Art Centre, London (2023); Cabinet, London, UK (2023); KW
Institute for Contemporary Art, Berlin (2022); Liste Art Fair, Basel (2021); und Cell Project Space,
London (2020). Kilfa schloss ihr Studium an der Städelschule in Frankfurt 2022 ab und wurde 2024
mit dem ars viva Preis ausgezeichnet. Diese Ausstellung wird zusätzlich durch die Dr. Georg
und Josi Guggenheim-Stiftung unterstützt. Presserundgang: Freitag, 7. Februar 2025, 11
Uhr, LOK by Kunstmuseum St.Gallen mit Gianni Jetzer, Direktor Kunstmuseum St.Gallen, Melanie
Bühler, Senior Curator Kunstmuseum St.Gallen und Atiéna R. Kilfa Wenn Sie Interesse an
einem Interview-Termin haben, melden Sie sich unter
Pressekontakt:
Nadine Sakotic
Kunstmuseum St.Gallen
Leitung Kommunikation
T +41 71 242 06
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